12. Januar 2011

Popcorn #2


Burlesque

Böse Zungen behaupten, dass das Rezept für einen 08/15-Musik-/Tanzfilm wie folgt lautet:
Junges unschuldiges Mädchen (vom Land) hat den Traum von der grossen Bühne, kommt zufällig zu einer Chance und nützt diese überraschend selbstbewusst aus, steigt innert kürze von der Randerscheinung zum grossen Star auf und begeistert das Publikum. Hinzu kommt noch eine Dreiecks-Liebesbeziehung mit einem Traumtypen und dem obligaten Bad-Boy, ein wenig Romantik, Sex und Eiversucht (meist aufgrund eines Missverständnis), eine "böse" Konkurrentin auf der Bühne, ein Bösewicht der das ganze Projekt zu seinen Gunsten Sabotieren möchte und natürlich die Lehrerin oder Lehrer, welche das Mädchen fördert.

Der Film Burlesque ist im Prinzip ein Film nach genau diesem Muster. Sämtliche ob genannten Zutaten kommen auch hier vor, und trotzdem darf man diesen Film nicht in die gleiche Ecke mit StreetDance, Stomp the Yard oder Dirty Dancing stellen. Doch das Ganze von vorn...

Die Kellnerin Ali Rose (Christina Aguilera) reist mit wenig Geld und viel Hoffnung und noch mehr Talent in die Grossstadt Los Angeles um ihr Glück zu versuchen. Eines Abends entdeckt sie das Lokal "Burlesque-Lounge" und ist von den Tanzeinlagen auf der Bühne total begeistert. Nach einigem hin und her schafft sie es Tess (Cher), die Besitzerin des Clubs, davon zu überzeugen, dass sie ebenfalls das Talent für den Burlesque-Tanz besitzt. Als kurze Zeit später die Technik für das Playback der Tänzerinnen ausfällt, kann sie Ihre Gesangskünste unter Beweis stellen und wird zum Star des Lokals (welches in finanziellen Nöten steckt). Zudem findet Sie im Barmann Jack (Cam Gigandet) und dem Immobilien-Hai Marcus (Eric Dane, bekannt als Dr. Mark Sloan in der Serie Grey's Anatomy) zwei Männer, die intensiv um sie werben.

Diese Geschichte allein macht aber den Film noch nicht interessant. Hierfür sind für mich 2 Aspekte entscheidend: die Darsteller und das Musikgenre.

In den letzten Jahren wurden die Kinos praktisch überhäuft mit Tanz- resp. Musikfilmen. Dabei war der musikalische Trend des Hip-Hops klar zu erkennen, da sich die meisten Filme mit den div. Tanzstylen aus diesem Genre befassten. Auch ein paar Filme mit lateinamerikanischen Rhythmen (Dirty Dancing 2) waren zu sehen. Jedoch füllte ich mich weder vom einen noch vom anderen gross angezogen, da dies aus meiner Sicht eher Frauenfilme waren, die nach dem ob genannten Schema abliefen. Zwar waren die Tanzeinlagen meistens recht ansehnlich aber meistens ähnlich und gleich. Zudem geht mir ehrlich gesagt das hip-hop-Getue der heutigen Jugend bereits in der Stadt auf die Nerven, da will ich mir das im Kinosaal nicht auch noch antun.
Burlesque geht jedoch in Sachen Musik und Tanz endlich wieder einmal in eine andere Richtung. Der namensgebende Tanzstyle stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Burlesque ist sozusagen die kleine scheue aber elegantere Schwester des Strips. Frauen in glamourösen Kleidern tanzen lasziv und erotisch zu den swingenden Klängen der Band und ziehen Sicht (zum Teil) aus, jedoch ohne zu viel Haut zu zeigen oder pornografisch zu werden.
Genau dieser Umstand macht den Film sowohl für Frauen wie auch Männer interessant. Die seichte Story wird durch die schön choreographieren Tanzeinlagen, den Singkünsten der Darsteller und der mitreisenden Gute-Laune-Musik (inkl. Klassiere wie "Diamonds are a Girls best friend") überdurchschnittlich aufgewertet. Der Soundtrack zum Film ist definitiv eine Kaufempfehlung! Hier der, aus meiner Sicht, beste Track im Film: 



Das zweite Highlight des Films ist für mich die Besetzung. Ein Staraufgebot aus Film und Musik gibt dem Streifen den nötigen Glanz. Hierbei überrascht in erster Linie die Hauptdarstellerin Christina Aguilera. Die Sängerin mit ecuadorianischen Wurzeln spielt in Ihrem ersten richtigen Film gleich die Hauptrolle und überzeugt praktisch auf der ganzen Linie. Bis auf den etwas langatmigen Anfang, wo man ihr das schüchterne Mädchen vom Lande (Iowa) nicht richtig abnehmen kann (aufgrund des Images das sie zur Zeit ihres zweiten Albums "Stripped" hatte), nimmt man ihr die Rolle der Ali ab. Sie kommt authentisch rüber, zeigt persönliche Schwächen und sieht die Freude in ihren Augen, wenn sie auf der Bühne steht. Zudem ist die ehemalige Mickey-Mouse-Club-Moderatorin erwachsen geworden - aus dem scheuen Mädchen wurde vor ein paar Jahren der verruchte Vamp X-tina, aus welcher nun die Frau und Mutter Christina wurde (schliesslich wird sie dieses Jahr bereits 31 Jahre alt). In meinen Augen ist sie Hübscher als jemals zuvor und strahlt einen Charakter aus der praktisch das pure Gegenteil ist von ihrer ehemaligen Moderationskollegin Brittney Spears. Etwas hat sich jedoch über all die Jahre nicht verändert: Ihre grandiose Stimme, welche Tonlagen erreicht die mir eine Gänsehaut bescheren. Ich hatte vor ein paar Jahren das Glück, sie live in Zürich auf der Bühne zu sehen, und war bereits damals begeistert von ihrem Talent.

Die zweite Hauptrolle im Film wurde von der Sängerin Cher übernommen, welche bereits in mehreren Filmen spielen durfte. Die 65-jährige spielt die Besitzerin des Clubs, Tess, grundsätzlich gut. Man nimmt ihr die Rolle als Chefin und Mutter der Tänzerinnen gut ab. Zudem hat auch sie ihre gelegentlichen Auftritte auf der Bühne inkl. Livegesang. Was ich jedoch bei ihr vermisste, waren die grossen Emotionen. Ob es nun Freude, Trauer oder Wut war, irgendwie sah man es ihr nie genau an, was sie denkt. Ob dies an den vielen Ersatzteilen in ihrem Gesicht (und restlichen Körper) lag, sei mal dahingestellt.

In weiteren Rollen brillierten bekannte Gesichter wie Eric "Dr. Mark Sloan" Dane, Cam Gigandet und Peter Gallagher (bekannt aus O.C., California) sowie Stanley Tucci.

Alles in allem ist der Film weder Fisch noch Vogel. Der Film kann mit den Klischees der gängigen Musik-/Tanzfilmen nicht aufräumen und bietet auch keine mitreisende, innovative Story. Dies mag für den Durchschnitts Kinobesucher nicht unbedingt ein Problem sein, hat mich jedoch gestört. (höchstens 3 Sterne). Viele Pluspunkte sammelt der Film jedoch durch das Thema des Burlesque-Genres und die Hauptdarsteller. Wenn man den Film im Kino verpasst, ist es keine Tragödie, trotzdem ist er doch zu empfehlen für all jene mit gutem Musikgeschmack, ein Auge für schöne Frauen (oder Männer) und wer gerne solche Filme hat. Ich hatte meinen Spass und werde mir den Film auf DVD und den Soundtrack als CD kaufen.
Auf einer Skala von 1 bis 10 erhält der Film von mir 6 Sterne. 

"Burlesque" gesehen im Pathé Westside (Saal 9) am 11.01.2011 auf Deutsch

1 Kommentar:

n.ci hat gesagt…

gute kritik, genauso sehe ich das nämlich auch. hab mir den film extra wegen den tanzszenen und christina's songs nochmal angesehen. :D