31. März 2012

the black blog in Japan Teil 7 - Tag 4: Groundhopping-Spezial

Es ist Samstagnachmittag, im gut gefüllten Stadion warten die Fans voller Spannung auf das Spitzenspielt dieser Runde. Der Viertplazierte empfängt heute den Tabellenführer aus dem Norden. Nur zwei Punkte trennen die beiden Mannschaften, jedoch wurden auch erst 3 Runden gespielt. Auf beiden Seiten hinter den Toren stehen die jeweiligen Supporter mit den farbigen Bannern und den Fahnen. Heute heisst es Rosa-Blau gegen Gelb-Blau, es heisst Cerezo Osaka gegen Vegalta Sendai. Und es geht um meinen 12. Länderpunkt beim Groundhoppen!


Das heutigen Spiel: Cerezo Osaka vs. Vegalta Sendai
Der Morgen begann heute sehr spät, denn wir hatten unseren Handy-Wecker nicht gehört, sodass wir erst um viertel vor 10 aufwachten. Der Ärger um die verpasste Zeit war schnell vergessen, als wir einen kurzen Blick aus dem Fenster warfen: Es regnete Sturzbäche! Somit war die vormittägliche Besichtigung definitiv gestrichen. Da wir hier im Hotel nun kein Frühstück mehr gratis essen können, hatten wir uns am Vortag mit einigen Dingen eingedeckt und machten mit der im Zimmer aufgestellten Kaffeemaschine unser eigenes Frühstück. Danach ging es mit dem Hotelbus Richtung Stadt, wo mich meine Kollegin für Ihre Tagestour verliess. Ich fuhr weiter bis zum Bahnhof Kyōto wo ich mir die Reservation für den Zug bis zur Station Tennoji (in Osaka) geben lies. Mein Plan war es, ca. um 1 Uhr los zu fahren und ca. um 2 Uhr beim Stadion zu sein, was gemäss Google Navigation in etwa hinkommen könnte. Ich kam jedoch erst um 2 Uhr bei der Station Tennoji an und musste dort noch auf einen Regionalzug umsteigen. Nach drei Stationen war ich bei der Haltestelle Tsurugaoka, welche 5 Gehminuten vom Stadion entfernt ist. 


Am Stadion angekommen, suchte ich mit Hilfe eines Stewards das Ticketing auf wo ich für umgerechnet etwas mehr als 30 Franken ein Ticket für die Haupttribüne nahe des Gästesektors kaufen konnte. Gleich daneben fand ich noch einen Fanartikel-Stand der Gastmannschaft Vegalta, welche ich seit einem YouTube-Video favorisiere. Da die T-Shirtgrössen weit entfernt von meiner Grösse waren, kaufte ich einen Schal. Dieser, wie auch sämtliche anderen Fanschals die ich gesehen habe, bestand nicht wie bei uns aus Seide oder Wolle sondern aus Frottee. So ausgerüstet ging es sofort ins Stadion, da nur noch wenige Minuten bis zum Anpfiff blieben. Der ganze Sektor war mit bequemen Plasikschalen ausgestattet und es war Free-Seating. So setzte ich mich in etwa unter die Dachkante, da es bereits wieder nicht mehr regnete. Während der nächsten 90 Minuten änderte das Wetter aber mehrmals von bewölkt zu starker Regen, gefolgt von wärmenden Sonnenschein und eiskaltem Wind.


Kincho-Stadium in Osaka vor dem Spiel
Das Stadion Kincho ist eine interessante Konstruktion welche für 20‘000 Fans Platz bietet. Die Haupttribüne ist relativ gross und eher Flach gebaut mit einem Dach, das nur die obersten Sitzplätze zuverlässig vom Wetter schützt. Hinter dem Tor, stehen die Supporter der Heimmannschaft. Dieser Teil des Stadions ist äusserst klein und geschätzte 10 bis 15 Stufen breit und wird von einer hohen Wand hinten abgeschlossen. Die Gegentribüne ist auch nicht besonders gross und ungedeckt. Der Gästesektor schliesslich, befindet sich hinter dem zweiten Tor unter der sehr grossen Anzeigetafel. Dieser Bereich ist eine reiner Sitzplatz ohne Stufen oder ähnlichen, sonder nur ein leicht abfallender Schotterplatz über die ganze Länge. Direkt dahinter befindet sich interessanterweise ein Friedhof. Immerhin gibt es im Stadion keine Zäune weder zwischen noch vor den Sektoren. Hinter der Haupttribüne befindet sich ein Platz mit einigen Verpflegungsständen und anderen Geschäften. Dieser Platz ist jedoch nur ca. 30 Meter breit und anschliessend kommt gleich das Nagai-Stadium, eines der WM-Stadien von 2002 mit 50‘000 Sitzplätzen.

Spielszene


Das Spiel selber war auf sehr hohen Niveau. Richtig lanciert wurde es nach einer ca. viertelstündigen Abtastphase durch einen sehr gefährlichen Lattenknaller der Heimmannschaft. Dies rüttelte den Tabellenführer aus Sendai auf, welche von nun an das Spielgeschehen an sich rissen und mit vielen schönen und gefährlichen Aktionen im Strafraum glänzten. Cerezo musste sich in dieser Zeit mit allem wehren was Sie hatten was auch schon mal in einer gelben Karte endete. Als Vegalta schliesslich in der 34. Minute das verdiente Tor schoss, wurde es bis zur Pause jedoch wieder ruhiger auf dem Platz. Nach dem Seitenwechsel erstarkten die Gastgeber erst nach dem 2 Tor von Sendai, welches durch eine tolle Einzelaktion des Kapitän Shingo Akamine zustande kam. Man merkte ab der 51. Minute gut, dass sich nun die führenden Gäste immer mehr in die eigene Platzhälfte zurückzogen und die Zweikämpfe nicht mehr suchten. So kam es, dass nun Osaka das Spiel mehr und mehr dominierte und dringend das Tor suchte. Die Bemühungen wurden jedoch erst in der 85. Minute belohnt. Angetrieben durch diesen Erfolg und der langen Nachspielzeit von 5 Minuten wurde der Ausgleich mit allen fairen und unfairen Mitteln gesucht. Der Schiedsrichter hatte vor allem in der ersten Halbzeit einige strittige Entscheide, blieb aber in dieser Phase souverän. So endete das Spiel mit einem verdienten 1:2 und Sendai festigte so Ihren Tabellenplatz an der Spitze. Das beim Sport der Anstand nicht zu kurz kommt, sah man nach dem Abpfiff, den alle Spieler und die Schiedsrichter stellten sich in einer Reihe auf (wie vor dem Spiel) und verneigten sich vor der Haupt- und Gegentribüne, bevor die Mannschaften zu Ihren Fans hinter dem Tor liefen.

Vegalta Sendai-Fans am singen


Apropos Fans: Ich hatte sehr grosse Erwartungen aber auch Fragezeichen betreffend der Fanszene in Japan, insbesondere der Supporter aus Sendai. Dies waren leider nicht so viele wie erhofft, doch aufgrund der Distanz zwischen Sendai und Osaka waren die ca. 120 bis 150 Away-Supporter doch recht respektabel. Vor allem akustisch war ich von dieser kleinen Gruppe positiv überrascht. Ihr Liedgut beinhaltete ca. 12 verschiedene Schlachtrufe, welche meisten angenehm ausdauern und laut gesungen wurden, teilweise sehr passend zum Spielgeschehen. Fahnen waren leider nicht viele zu sehen, abgesehen von den schönen Zaunfahnen inkl. dem tollen Banner mit der Aufschrift „It’s only Football, but we like it!“. Zum Intro gab es zudem ein paar gespannte Stoffbahnen in Gelb und Blau über die Köpfe des Blocks.

Torjubel nach dem 0:2


Auf der anderen Seite gibt es auch ähnliches zu Berichten. Der Supporter-Block, welche hinten an der Wand mit „Real Osaka Ultras“ angeschrieben ist, war komplett gefüllt. Sehr viele Fahnen wurden während dem Spiel geschwungen und auch die Cerezo-Gesänge waren laut und abwechslungsreich. Vor dem Einlauf der Spieler wurde die Clubhymne abgespielt, welche insbrünstig vom ganzen Stadion mitgesungen wurde. Der interessanteste Moment in Sachen Support ereignete sich jedoch nach dem Spiel, als viele Fans bereits auf dem Weg nach draussen waren. Von Seite der Heimfans hörte man auf einmal Anfeuerungsrufe und ein Song von Sendai, auf welchen die Gästefäns mit einstimmten. Danach wechselte das Ganze, so dass die Sendai-Fans mit einem Song von Osaka antworteten. Beidemal wurde das ganze am Ende von beiden Seiten beklatscht. Auch wenn ein wenig Hass gegenüber dem Gegner zum Fussball gehört, diese Geste fand ich trotzdem sehr schön und speziell. Fast wie früher, als man nach einem Sieg im Hardturm jeweils die GC-Lieder zum Besten gab, während man im Tram Richtung Bahnhof fuhr und die Glocke im Tramwagen bimmeln lies.

Fans von Cerezo Osaka


Nach dem Spiel ging es für mich wieder Richtung Hotel, wo ich erst um 19.30 Uhr eintraf. Immerhin konnten wir nun noch unser Zimmer für eine weitere Nacht verlängern, so dass wir nun morgen den ganzen Tag Zeit haben für Besichtigungen in Kyōto, bevor es danach weiter geht nach Tokyo und zum nächsten Highlite.


Weitere Fotos von heute: 
















30. März 2012

the black blog in Japan Teil 6 - Tag 3: Reise nach Kyōto


Heute Morgen erwachten wir zum letzten Mal in unserem schönen Hotel in Hiroshima auf. Der Jetlag scheint nun endgültig besiegt, da wir beide lange und gut geschlafen hatten. Das Gratisfrühstück liessen wir uns nochmals schmecken und langten genüsslich bei allem was wir die letzten beiden Morgen kennengelernt haben nochmals zu. Danach wurden die letzten Kleider und andere Dinge in die Koffer verstaut und nach dem Check-Out ging es mit dem Taxi wieder Richtung Bahnhof. Dort reservierten wir wieder unsere Plätze mit dem Ziel Kyōto. Die Reise ging wiederum über Shin-Osaka, wo wir nach gut 1.5 Stunden ankamen und 10 Minuten später Anschluss in das eine Viertelstunde entfernte Kyōto.

Shinkansen bei den Einfahrt in den Bahnhof Hiroshima
Während der Zugfahrt gingen wir wieder einmal die Pläne für die nächsten Tage durch und bemerkten einen kleinen aber entscheidenden Fehler bei unserer Planung und Hotelreservationen. Vorgesehen war, dass wir am Sonntag Richtung Hakone fahren und dort für eine Nacht in einem Ryokan mit Onsen übernachten. Wie sich jedoch rausstellte, ist dieses japanische Hotel überhaupt nicht in der Nähe von Hakone sonder sehr viel weiter südlich. Da die Zeit in Hakone sonst schon sehr knapp bemessen war, suchten wir nach alternativen und einigten uns nun auf folgenden Ausweichplan: Das Ryokan wird storniert, wir suchen uns eine weitere Nacht in Kyōto (vorzugsweisse im gleichen Hotel) und gehen nach einem weiteren Tag Kyōto, den wir sehr gut gebrauchen können, direkt nach Tokyo.

In meinem Reiseführer fanden wir unser heutiges Hotel, aufgeführt unter der Kategorie Luxus. Wie wir auf einer Karte sehen konnten, sollte es direkt beim Bahnhof stehen, weshalb wir die Taxis links liegen liessen und durch den hinteren Ausgang zum Bahnhof raus marschierten. Doch wir sahen das Hotel nirgends, weshalb wir vermuteten, auf der falschen Seite des Bahnhofs zu stehen, so dass wir einmal rund um das Gebäude liefen, welches nicht gerade klein ist. Auf der anderen Seite standen wir mitten in einer belebten Gegend mit Blick auf den futuristischen Bahnhof. Aber vom Hotel war keine Spur. Da wir aber die Post von Kyōto entdeckten und nochmals auf der Karte im Reiseführer nachschauten, bemerkten wir, dass wir am Anfang doch auf der richtigen Seite das Bahnhofes waren. Also das ganze Retour. Nach einigem Suchen fanden wir endlich ein Hotel, das vom Namen her teilweise mit unserem Ausdruck stimmte. Da bereits das Hotel in Hiroshima anders hiess als im Internet, waren wir sicher, dass richtige Hotel gefunden zu haben, auch wenn es nicht der erhoffte Luxusbunker war. An der Rezeption fanden Sie jedoch keine Reservation auf unseren Namen, bis sich rausstellte, dass wir in ihrem Schwesterhotel weiter im Stadtinnern ein Zimmer gebucht hatten. Glücklicherweise verkehrt zwischen diesen beiden Hotels (mit ein paar Zwischenstationen) jede halbe Stunde ein Kleinbus, sodass wir nach 20 Minuten in ebendiesen sassen und durch Kyōto gefahren wurden.

Nach gut 35 Minuten erreichten wir auf einem kleinen Hügel nahe dem Wald unser Hotel, dass „Westin Miyako Kyoto“, und die Luxusempfelung hielt was sie versprach: In der riesigen Lobby stand ein riesiger Zimmerbrunnen vor einem Klavier und duzenden bequemen Sesseln, der Marmorboden wurde in den Golden eingefassten Lifttüren reflektiert und das Personal kümmerte sich komplett um unser Gepäck. Weshalb aber bei einem solchen Hotel zu diesem Preis weder ein Frühstück noch gratis Internet angeboten wird, entzieht sich immer noch meiner Logik. Immerhin ist das Zimmer schön, auch wenn der Fensterblick leider nur in den schön mit Wasserfall gestalteten Innenhof zeigt. 
Da es bereits schon später Nachmittag war, als wir unser Zimmer bezogen, beschlossen wir nur die nächstgelegene Sehenswürdigkeit, dem Heian-jingū, ein Shinto-Schrein zu ehren der Kaiserlichen Familie, zu gehen. Am Eingang des Gebietes, in welchem dieser Schrein steht, thront ein riesiges Torii über der Strasse (das zweitgrösste in Japan), so dass die Autos darunter durchfahren können. Dahinter sind neben dem Schrein auch der Zoo, zwei Kunstmuseen und weitere Einrichtungen zu finden.
Torii vor dem Schrein
Der Schrein selber ist nicht sehr gross und wiederum ist deutlich zu sehen, dass dieser relativ neu ist immer wieder erneuert wird. Wir hatten das Glück, dass mehrere Junge Frauen, welche traditionell gekleidet waren, auch den Schrein besuchten, so dass dies schöne Bilder gab. Die Frauen waren auch für andere, vor allem einheimische Touristen ein beliebtes Sujet, so dass diese kaum vorwärts kamen und immer wieder für ein Foto herhalten mussten. 


Innenhof des Schreins
Auf dem Heimweg kauften wir in einem Supermarkt noch unser Abendessen und unser Frühstück ein. Da ich zwei traditionelle Fleischgerichte gekauft habe, welche nur noch erwärmt werden mussten, fragte mich der Verkäufer, ob er diese gleich in der Mikrowelle erhitzen soll. Natürlich hatte ich nichts dagegen, da ich diese Dienstleistung bereits kannte und deswegen so eingekauft habe. Wieder etwas, was in der Schweiz in diesem Masse unbekannt aber wünschenswert wäre.

Schreinbesuch mit traditionellen Gewändern
Nun ist es bei uns bald 8 Uhr und wir vertiefen uns nun in Filme schauen (auf dem Galaxy Tab) und in unsere Bücher. Der morgige Tag wird sehr interessant, da wir unteranderem zurück nach Osaka fahren möchten und ich dort ein Fussballspiel der J.Leauge besuchen möchte. Ich bin sehr gespannt auf morgen und hoffe auf einen tollen Tag und einen schönen Bericht am Abend. 


Weitere Fotos von heute: 













29. März 2012

the black blog in Japan Teil 5 - Tag 2: Miyajima

Der heutige Tag Stand ganz in Zeichen der Schreininsel Miyajima, in der Bucht von Hiroshima. Um die Mittagszeit stiegen wir in der Nähe unseres Hotels in das Tram und fuhren direkt zum Bahnhof. Das Tramfahren in Hiroshima ist ein wenig anders als wir uns das aus der Heimat gewöhnt sind. Man löst kein Ticket vor oder während der Fahrt (sofern man nicht eine RFID-Karte besitzt) sondern bezahlt den Fahrtpreis beim Aussteigen. Dieser beträgt einheitlich für das ganze innerstädtische Gebiet gerademal 150 ¥ und wird beim Fahrer vorne oder beim Kondukteur hinten in eine Auffangschale geworfen (ohne Nachzählen oder sonstiger Kontrolle). 


Ansicht auf das Torii von der Fähre aus
Am Bahnhof Hiroshima angekommen ging es gleich weiter mit dem Zug in Richtung Miyajimagouchi, welches ca. 25 Minuten entfernt ist. Bereits im Zug merkte man, dass die Insel ein sehr beliebtest Ausflugs- und Touristenziel ist, da dieser doch ziemlich voll war. Nur knapp 5 Minuten Gehweg entfernt vom Bahnhof befindet sich schon die Anlegestelle der Fähren für die Insel und wir konnten praktisch ohne Wartezeit auf die Insel übersetzten. Bereits vom Schiff aus, sieht man ein Grossteil der Sehenswürdigkeiten der Insel, wie zum Beispiel das berühmte rote Torii welches im Wasser vor der Insel steht.


Das freilebende Wild auf der Insel

Auf der Insel angekommen, wichen wir den grossen Besucherströmen aus und erkundeten die Insel. Das freilebende Wild auf der Insel ist eine wahre Attraktion und ein beliebtes Fotosujet, welches auch uns sehr gefiel. Die Tiere sind sehr an Menschen gewöhnt und lassen sich meist auch ohne Probleme streicheln und werden teilweise sogar recht frech, wenn es um essen geht. Wir zogen weiter zu der Halle Senjō-kaku und der 5-stöckigen Pagode auf einem kleinen Hügel. Von dort aus machten wir uns auf den Weg zu der Talstation der Seilbahn. Durch eine schön gestaltete Landschaft mit Bächen, Brücken, Koi-Teichen und ähnlichem führt ein Weg durch den Wald, auf dem man nach 8 Minuten (6, wenn man ein wenig rennt, siehe Bild unten) die Talstation erreicht. Für teure 1600 ¥ hatten wir bereits unten ein Retourticket gekauft, mit dem wir auf den höchsten Berg der Insel, den Misen, fahren durften. Zuerst fährt man eine grosse Strecke mit einer kleinen 8er-Gondel, bevor man für eine kleines Stück noch in eine grosse 30er-Gondel umsteigen musste. 


Halle und Pagode
An der Bergstation angekommen, erwartet wir eigentlich Japanmakaken zu sehen, wie dies an einigen Orten geschrieben steht und auch auf der lokalen Karte verzeichnet ist. Jedoch haben wir leider keinen einzigen Affen gesehen, weshalb wir den wunderschönen Blick über die Insel, das Wasser bis hin zum ca. 20 km entfernte Hiroshima genossen, bevor es wieder abwärts Richtung Tempelanlage ging. Da bereits 17 Uhr war, fingen die ersten Souvenir- und Verpflegunsstände an, aufzuräumen und zu schliessen und wir machten uns nach ein paar Fotos wieder auf Richtung Hafen. Dabei wurden wir durch einen glücklichen Zufall überrascht: die Ebbe. Das noch vor wenigen Stunden bei unserer Ankunft mitten im Wasser gelegene berühmte Torii stand nun vollkommen frei und war von vielen Leuten umgeben. Das Wasser war soweit zurückgegangen, das man ohne Problem vom Strand oder Treppen in der Nähe bis hinaus zum Torii gehen konnte ohne nass zu werden. Auch der sandige Boden war sehr hart und gut zum Laufen, ausser das sehr viele Algen herumlagen. Am Torii selber, steckten viele Leute Münzen in die Holzspalten. Das Abendlicht der Untergehenden Sonne tauchte die ganze Landschaft in eine herrliche Stimmung. 


Torii bei Ebbe im Abendlicht
Nachdem wir mit der Fähre zurück gefahren waren, erwischten wir auch gleich den nächsten Zug Richtung Hiroshima, so dass wir ziemlich zügig wieder zurück waren. Nach einem kurzen Imbiss im grossen, goldenen M (Teriyaki McBurger) ging es nochmals in den gestern entdeckten Laden um noch ein wenig einzukaufen. Im Untergeschoss, welches wir gestern nicht gesehen hatten, stiess ich noch auf eine grosse Auswahl an Manga-Figuren zum Aufstellen zu unvernünftig günstigen Preisen. Da musste ich natürlich zuschlagen. 


Meine neuen Figuren
Später ging es noch in die Nudelbar von gestern und wir bestellten unser Nachtessen, diesmal zum mitnehmen, da wir gemütlich auf dem Hotelzimmer essen wollten, was wir nun auch getan haben. Nun heisst es schon wieder Abschied nehmen von Hiroshima. Morgen geht es weiter in die kulturell sehr interessante Stadt Kyoto. Wie es dort mit dem Internet aussieht, kann ich leider noch nicht sagen, weshalb ich nicht garantieren kann, dass morgen und übermorgen ein Bericht online ist. Schaut am besten wieder hier rein oder checkt meine Meldungen auf Google+, Facebook und Twitter. 


 Hier noch ein paar Bilder von heute:















28. März 2012

the black blog in Japan Teil 4 - Tag 1: Hiroshima



Den heutigen Tag starteten wir mit Jetlag und einem Casual Dining im Hotel, welches überraschender- und erfreulicherweise im Zimmerpreis für alle 3 Übernachtungen inbegriffen ist. Doch was bedeutet Casual in Japan überhaupt? Neben den Klassikern wie Würstchen, gebratener Speck, Toast und Mini-Croissant, fanden wir auch Miso-Suppe, Reis, gebratene Fischfilets und Heringe, Gemüse und frische Algen sowie Wipped Butter (mehr Schlagrahm als Butter) beim Buffet vor. In der Getränkeabteilung stand neben diversen Säften auch ein Behälter mit Hiroshima-Milch, ein Produkt das wohl in der restlichen Welt mit diesem Namen nicht ein Verkaufsschlager wäre.


Die erste Station der heutigen Tour war die sogenannte Karpfenburg, welche natürlich 1945 durch die Atombombe zerstört wurde. Der Nachbau, welcher 13 Jahre später errichtet wurde, beinhaltet nun ein Museum für die Geschichte Japans vor dem 2. Weltkrieg. Man sieht dem Gelände resp. den Gebäuden auf dem gesamten Gelände gut an, dass es sich um Nachbauten der Originale handelt, da diese meist nicht sehr „alt und modrig“ sind, sondern teilweise sogar über moderne Bautechniken und Einrichtungen (z.B. Lift) verfügen. Dies ist aber bei sehr vielen solcher Gebäude und ähnlichem in Japan Standard. Die Europäischen Denkmalschützer würden in Ohnmacht fallen, würde bei uns ein alt werdendes Denkmal abgerissen und danach wieder aufgebaut.
Burg von Hiroshima
Das Gelände der Burg wird vollständig von einem breiten Wassergraben umgeben und man betritt es über zwei Brücken im Süden und Osten. Neben den teilweise begehbaren Verteidigungsanlagen (Ninomaru) am Graben, findet man im Innern vor allem einen schönen Park mit diversen Bäumen und verschlungenen Wegen. Beim Tempel, der ebenfalls auf dem Gelände steht, konnten wir die Weihung von zwei neuen Autos durch einen Priester beobachten, ein sehr komischer Anblick. Die Burg selber liegt auf einer Anhöhe in der nordwestlichen Ecke der Anlage und verfügt über 5 Stockwerke.
Verteidigungsanlage der Burg
Im Inneren der Burg gibt es einige Videos zur Burg und Hiroshima sowie diverse Samurai-Rüstungen. Eine besonders opulente Rüstung trug auf dem Helm eine grosse Swastika, welche bei uns Europäern halt immer noch ein komisches Gefühl auslöst, hier jedoch ganz normal ist. Daran muss ich mich wieder gewöhnen. Leider war zu grossen Teilen das fotografieren im Inneren verboten. Dafür hatte man im 5. Stock eine tolle Aussicht über die ganze Anlage und das umliegende Gebiet. Zudem stiessen auf die Stempel, welche es bei jeder Sehenswürdigkeit geben soll. Durch einen Reisebericht in Comic-Form von Jojo habe ich davon erfahren und mir natürlich ein Stempelbüchlein besorgt, das nun gefüllt werden will.
Blick aus dem obersten Stockwerk der Burg
Danach wanderten wir durch die Strassen von Hiroshima und nach einem kleinen, verspäteten Mittagessen zogen wir weiter Richtung Atombomben-Dom und Friedenspark. Der Dom ist ein bekanntes Mahnmal der schrecklichen Katastrophe von 1945, das zeigt wie erfolgreich das Manhattan-Projekt der US-Regierung war. Als eines der wenigen Häusern in der Stadt wurde es nicht komplett zerstört, was bei der Nähe zum Ground Zero sehr erstaunlich ist (ca. 160 Meter). Der Turm sowie die Grundmauern der ehemaligen Ausstellungshalle überlebten den Abwurf, im Gegensatz zu den Menschen sich darin befunden hatten.
Atombomben-Dom am Fluss Ōta
Gleich daneben, auf der anderen Seite des Fluss Ōta befindet sich der Friedenspark. Dieser grosse und sehr schön gestaltete Park in Mitten der Stadt Gedenkt wiederum den vielen Opfern der Bombe „Little Boy“ auf viele Arten. Neben dem ewig brennenden Flamme und dem Friedensmuseum sind überall im Park Statuen und ähnliches Verteilt. Im Museum, welches wir das letzte Mal besuchten, wird auf teilweise sehr verstörende Art das Ausmass des Atombomben-Angriffs informiert (z.B. Fotos und Dioramen von verbrannten Kindern und ähnlichem). Da wir das Museum nicht ein zweites Mal besuchen wollten, setzten wir uns auf eine Parkbank und genossen das schöne Wetter. Dort wurden wir auch von zwei Damen angesprochen, die uns zu texteten ohne zu merken, dass wir Sie nicht verstehen. Immer wieder lustig solche Begegnungen.  
Denkmäler im Friedenspark
Nach einer Kaffepause und dem einkaufen von Getränken (Fanta Traube!) ging es später zurück ins Hotel um den geheizten Toilettensitz und ein paar Minuten das Bett zu geniessen, da sich der Jetlag doch immer noch ein wenig meldete. Nachdem es dann schon eingedunkelt hatte, begaben wir uns wenige Meter vom Hotel weg in eine typische Fastfood-Bar. An deren Eingang stehen jeweils ein oder zwei Ticketautomaten, wo man sein Menu aussuchen kann und dafür ein Bestellticket erhält. Das System ähnelt sehr den alten Ticketautomaten in der Schweiz. Heute hatten wir das Peck, das ein Grossteil der Knöpfe nur beschriftet war und keine Fotos zeigte (wie wir dies sonst kannten), so dass wir teilweise die Zeichen auf der Fotokarte daneben mit denen auf dem Apparat vergleichen mussten. So fühlt es sich wohl als Analphabet an…
Ticketautomat für das Essen
Nachdem wir mit etwas Hilfe eines anderen Gastes die Tickets danach hatten (wir wussten nicht, dass man noch angeben musste ob zum da essen oder mitnehmen), setzen wir uns an einen freien Tisch. Die Bedienung brackte zwei Gläser mit Wasser und nahm unsere Bestelltickets mit in die Küche. Das Essen war natürlich wie erwartet wundervoll. Ich hatte eine Miso-Suppe mit Zwiebeln und Lauch, danach einen Salat mit Sesam-Dressing und zum Schluss dünn geschnittenes, lecker mariniertes Schweinefleisch mit Zwiebeln, Glasnudeln und viel Reis. Meine Kollegin hatte denselben Salat und dazu mariniertes Pouletfilet mit Ei und Nudeln.
Mein Nachtessen von heute

Um halb zehn Uhr verliessen wir die Bar und schauten auf dem Rückweg noch in einen Shop vorbei, der neben CDs, DVDs, Schmuck und jeder Menge Bücher und Mangas (und hier sprechen wir von tausenden verschiedener Mangas inkl. einer kompletter und grosser „Ab 18“-Abteilung) auch Games verkauft. Und hier fühlte ich mich zum ersten Mal im Nerd-Himmel. Neben neuen Titeln für alle aktuellen Konsolen, fanden wir ein ganzes Gestell mit alter Hard- und Software. Unter anderem standen da zwei Super Nintendo Entertainment System (SNES), welche hier unter dem Namen Nintendo Super Famicom verkauft wurden, für sagenhafte 2450 ¥ (ca. 27 Franken). Des Weiteren fanden sich diverse NES, SNES und Gameboy-Klassiker für teilweise knapp 3 Franken. Ich glaube, wen die Preise auch andernorts in Japan so sind, werde ich noch ein wenig Einkaufen, so wie dies meine Kollegin gemacht hat, und einen Gameboy Color nun ihr eigen nennt.
Billige SNES-Hardware



Nun ist es auch schon wieder bald Mitternacht und das Bett ruft, denn Morgen haben wir mit Miyajima einen sehr attraktiven Programmpunkt!


Weitere Fotos von heute:


 Eingang zur Burg
Tempelfigur 
 Karpfenburg
 In den Strassen von Hiroshima
 Gewöhnungsbedürftige Elektroinstallationen
 Atombomben-Dom
 Friedenspark mit der Ewigen Flamme im Vordergrunde
 Flagge im Friedenspark
 Abendstimmung im Hotelzimmer
Retro-Games