28. März 2012

the black blog in Japan Teil 4 - Tag 1: Hiroshima



Den heutigen Tag starteten wir mit Jetlag und einem Casual Dining im Hotel, welches überraschender- und erfreulicherweise im Zimmerpreis für alle 3 Übernachtungen inbegriffen ist. Doch was bedeutet Casual in Japan überhaupt? Neben den Klassikern wie Würstchen, gebratener Speck, Toast und Mini-Croissant, fanden wir auch Miso-Suppe, Reis, gebratene Fischfilets und Heringe, Gemüse und frische Algen sowie Wipped Butter (mehr Schlagrahm als Butter) beim Buffet vor. In der Getränkeabteilung stand neben diversen Säften auch ein Behälter mit Hiroshima-Milch, ein Produkt das wohl in der restlichen Welt mit diesem Namen nicht ein Verkaufsschlager wäre.


Die erste Station der heutigen Tour war die sogenannte Karpfenburg, welche natürlich 1945 durch die Atombombe zerstört wurde. Der Nachbau, welcher 13 Jahre später errichtet wurde, beinhaltet nun ein Museum für die Geschichte Japans vor dem 2. Weltkrieg. Man sieht dem Gelände resp. den Gebäuden auf dem gesamten Gelände gut an, dass es sich um Nachbauten der Originale handelt, da diese meist nicht sehr „alt und modrig“ sind, sondern teilweise sogar über moderne Bautechniken und Einrichtungen (z.B. Lift) verfügen. Dies ist aber bei sehr vielen solcher Gebäude und ähnlichem in Japan Standard. Die Europäischen Denkmalschützer würden in Ohnmacht fallen, würde bei uns ein alt werdendes Denkmal abgerissen und danach wieder aufgebaut.
Burg von Hiroshima
Das Gelände der Burg wird vollständig von einem breiten Wassergraben umgeben und man betritt es über zwei Brücken im Süden und Osten. Neben den teilweise begehbaren Verteidigungsanlagen (Ninomaru) am Graben, findet man im Innern vor allem einen schönen Park mit diversen Bäumen und verschlungenen Wegen. Beim Tempel, der ebenfalls auf dem Gelände steht, konnten wir die Weihung von zwei neuen Autos durch einen Priester beobachten, ein sehr komischer Anblick. Die Burg selber liegt auf einer Anhöhe in der nordwestlichen Ecke der Anlage und verfügt über 5 Stockwerke.
Verteidigungsanlage der Burg
Im Inneren der Burg gibt es einige Videos zur Burg und Hiroshima sowie diverse Samurai-Rüstungen. Eine besonders opulente Rüstung trug auf dem Helm eine grosse Swastika, welche bei uns Europäern halt immer noch ein komisches Gefühl auslöst, hier jedoch ganz normal ist. Daran muss ich mich wieder gewöhnen. Leider war zu grossen Teilen das fotografieren im Inneren verboten. Dafür hatte man im 5. Stock eine tolle Aussicht über die ganze Anlage und das umliegende Gebiet. Zudem stiessen auf die Stempel, welche es bei jeder Sehenswürdigkeit geben soll. Durch einen Reisebericht in Comic-Form von Jojo habe ich davon erfahren und mir natürlich ein Stempelbüchlein besorgt, das nun gefüllt werden will.
Blick aus dem obersten Stockwerk der Burg
Danach wanderten wir durch die Strassen von Hiroshima und nach einem kleinen, verspäteten Mittagessen zogen wir weiter Richtung Atombomben-Dom und Friedenspark. Der Dom ist ein bekanntes Mahnmal der schrecklichen Katastrophe von 1945, das zeigt wie erfolgreich das Manhattan-Projekt der US-Regierung war. Als eines der wenigen Häusern in der Stadt wurde es nicht komplett zerstört, was bei der Nähe zum Ground Zero sehr erstaunlich ist (ca. 160 Meter). Der Turm sowie die Grundmauern der ehemaligen Ausstellungshalle überlebten den Abwurf, im Gegensatz zu den Menschen sich darin befunden hatten.
Atombomben-Dom am Fluss Ōta
Gleich daneben, auf der anderen Seite des Fluss Ōta befindet sich der Friedenspark. Dieser grosse und sehr schön gestaltete Park in Mitten der Stadt Gedenkt wiederum den vielen Opfern der Bombe „Little Boy“ auf viele Arten. Neben dem ewig brennenden Flamme und dem Friedensmuseum sind überall im Park Statuen und ähnliches Verteilt. Im Museum, welches wir das letzte Mal besuchten, wird auf teilweise sehr verstörende Art das Ausmass des Atombomben-Angriffs informiert (z.B. Fotos und Dioramen von verbrannten Kindern und ähnlichem). Da wir das Museum nicht ein zweites Mal besuchen wollten, setzten wir uns auf eine Parkbank und genossen das schöne Wetter. Dort wurden wir auch von zwei Damen angesprochen, die uns zu texteten ohne zu merken, dass wir Sie nicht verstehen. Immer wieder lustig solche Begegnungen.  
Denkmäler im Friedenspark
Nach einer Kaffepause und dem einkaufen von Getränken (Fanta Traube!) ging es später zurück ins Hotel um den geheizten Toilettensitz und ein paar Minuten das Bett zu geniessen, da sich der Jetlag doch immer noch ein wenig meldete. Nachdem es dann schon eingedunkelt hatte, begaben wir uns wenige Meter vom Hotel weg in eine typische Fastfood-Bar. An deren Eingang stehen jeweils ein oder zwei Ticketautomaten, wo man sein Menu aussuchen kann und dafür ein Bestellticket erhält. Das System ähnelt sehr den alten Ticketautomaten in der Schweiz. Heute hatten wir das Peck, das ein Grossteil der Knöpfe nur beschriftet war und keine Fotos zeigte (wie wir dies sonst kannten), so dass wir teilweise die Zeichen auf der Fotokarte daneben mit denen auf dem Apparat vergleichen mussten. So fühlt es sich wohl als Analphabet an…
Ticketautomat für das Essen
Nachdem wir mit etwas Hilfe eines anderen Gastes die Tickets danach hatten (wir wussten nicht, dass man noch angeben musste ob zum da essen oder mitnehmen), setzen wir uns an einen freien Tisch. Die Bedienung brackte zwei Gläser mit Wasser und nahm unsere Bestelltickets mit in die Küche. Das Essen war natürlich wie erwartet wundervoll. Ich hatte eine Miso-Suppe mit Zwiebeln und Lauch, danach einen Salat mit Sesam-Dressing und zum Schluss dünn geschnittenes, lecker mariniertes Schweinefleisch mit Zwiebeln, Glasnudeln und viel Reis. Meine Kollegin hatte denselben Salat und dazu mariniertes Pouletfilet mit Ei und Nudeln.
Mein Nachtessen von heute

Um halb zehn Uhr verliessen wir die Bar und schauten auf dem Rückweg noch in einen Shop vorbei, der neben CDs, DVDs, Schmuck und jeder Menge Bücher und Mangas (und hier sprechen wir von tausenden verschiedener Mangas inkl. einer kompletter und grosser „Ab 18“-Abteilung) auch Games verkauft. Und hier fühlte ich mich zum ersten Mal im Nerd-Himmel. Neben neuen Titeln für alle aktuellen Konsolen, fanden wir ein ganzes Gestell mit alter Hard- und Software. Unter anderem standen da zwei Super Nintendo Entertainment System (SNES), welche hier unter dem Namen Nintendo Super Famicom verkauft wurden, für sagenhafte 2450 ¥ (ca. 27 Franken). Des Weiteren fanden sich diverse NES, SNES und Gameboy-Klassiker für teilweise knapp 3 Franken. Ich glaube, wen die Preise auch andernorts in Japan so sind, werde ich noch ein wenig Einkaufen, so wie dies meine Kollegin gemacht hat, und einen Gameboy Color nun ihr eigen nennt.
Billige SNES-Hardware



Nun ist es auch schon wieder bald Mitternacht und das Bett ruft, denn Morgen haben wir mit Miyajima einen sehr attraktiven Programmpunkt!


Weitere Fotos von heute:


 Eingang zur Burg
Tempelfigur 
 Karpfenburg
 In den Strassen von Hiroshima
 Gewöhnungsbedürftige Elektroinstallationen
 Atombomben-Dom
 Friedenspark mit der Ewigen Flamme im Vordergrunde
 Flagge im Friedenspark
 Abendstimmung im Hotelzimmer
Retro-Games



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